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Brothers Keepers

Brothers Keepers ist ein Zusammenschluss afro-deutscher Hip Hop-/Soul- und Reggae Künstler. Unsere Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Gewalt gegen Ausländer. Ausgehend von dem Skinhead- Mord an Alberto Adriano definierten wir afro-deutsche Rapper und Sänger unsere Standpunkte neu. Es begann als kleine Idee beim „Nitty Gritty Music“ Label und Verlag meiner Hip-Hop/Reggae-Band BANTU in Köln. Zusammen mit meinem Bruder und unserer damaligen Gruppe traten wir bereits 1994 in Hoyerswerda bei einer Protestaktion gegen Faschismus auf. Seither beschäftigt mich das Thema Gewalt gegen Menschen afrikanischer Herkunft sehr.
 
Als Ende der Neunziger die Welle der Gewalt zunahm, beschloss ich, Adé Bantu, meine künstlerischen und politischen Energien mit der Veröffentlichung eines gemeinsamen Albums hörbar zu machen. Die Zeit war lange überreif – wir afro-deutsche Musiker mussten Position beziehen. Meine Mitstreiter TORCH und D-FLAME waren sofort dabei.
 
Erste Schritte zu gemeinsamen Aufnahmen wurden im Sommer 2000 gemacht und viele schlossen sich in den darauf folgenden Wochen an. In den vergangenen zehn Jahren sind geschätzte 120 ausländische und andersdenkende Menschen Todesopfer von rechter Gewalt in Deutschland geworden. An dieser Stelle halfen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten und leisteten mit den Erlösen aus Konzerten, Plattenverkäufen, etc. Opferhilfe. Darüber hinaus wurde der Verein zum Ansprechpartner von Bewegungen, die dem rechten Alltagsterror entgegenstehen.
 
Als wir im Frühjahr 2002 eine Schultour durch die neuen Bundesländer machten, waren wir schockiert von der Apathie und Langeweile an den Schulen. Es waren Orte, wo Menschen ihre Hoffnung verloren hatten und braunes Gedankengut plötzlich zur Mode wurde. Die Mitläuferzahl von Jugendlichen, die von Neonazis in Angst und Schrecken versetzt wurden, drohte zur Gefahr für Zivilcourage und Demokratie zu werden. Uns wurde schlagartig klar, wie schnell die Verbindung von Kleinbürgertum, Rassenhass und Faschismus an diesen Orten ein Vakuum entstehen ließ, in dem Menschen afrikanischer Herkunft zur Zielscheibe wurden.
 
Mit auf Tour waren die „Brothers & Sisters Keepers“ Samy Deluxe, Afrob, Meli, Germ, Blaise, Don Abi und Ono sowie Helfer und Freunde unserer immer größer werdenden Initiative. Über Berlin-Marzahn, Ludwigslust, Rostock-Lichtenhagen, Pirna und Prenzlau ging es fünf Tage quer durch Ostdeutschland. Wir besuchten nicht nur Schulen. Durch die Zusammenarbeit mit den lokalen Initiativen wollten wir deutlich machen, dass es möglich ist, gegen alltäglichen Rassismus und rechte Gewalt vorzugehen. Gerade Gruppen,die unter schwierigsten Bedingungen, mit wenig Leuten und viel zuwenig Geld eine großartige Arbeit leisten, verdienen unseren Respekt und unsere Achtung!
 
Zum Teil war massives Polizeiaufgebot nötig, um die gegen unsere Auftritte protestierenden Nazis unter Kontrolle zu halten und die Aktion durchführen zu können. Dies machte klar, dass sie unsere Aktivitäten fürchte ten. Für uns war die Schultour eine wichtige Aktion und Erfahrung. Trotz mancher bedrückender Erlebnisse hat die Tour und haben die Kids an den Schulen deutlich gemacht, wie notwendig, aber auch wie interessant der Dialog sein kann. (Adé Bantu)
 
Aus: Holger Kulick (Hrsg.), MUT-ABC für Zivilcourage. Ein Handbuch gegen Rechtsextremismus. Von Schülern für Schüler, Leipzig 2008.

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