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Vorurteil: "Die Flüchtlinge liegen uns auf der Tasche"

Es ist eine Tatsache: Flüchtlinge zu schützen ist eine humanitäre und völkerrechtliche Verpflichtung, die keiner Kosten-Nutzen-Rechnung unterliegen darf. Die Genfer Flüchtlingskonvention, die Europäische Menschenrechtskonvention und andere Regelungen sind die gemeinsame Antwort vieler Staaten auf die Grausamkeiten von Krieg, Völkermord, Verfolgung. Nachdem Millionen von Menschen vor dem Nationalsozialismus geflohen waren, schrieben die Mütter und Väter des deutschen Grundgesetzes dem Schutz Verfolgter eine zentrale Bedeutung in der Verfassung zu. Für die Bundesrepublik sind das Asylgrundrecht und das Völkerrecht verbindlich – auch dann, wenn es Geld kostet. Wer das in Frage stellt, stellt unseren Rechtsstaat in Frage.

Im Übrigen ist es kurzsichtig und falsch, Flüchtlinge vor allem als finanzielle Belastung zu sehen. Sicher: Manche Gewaltopfer, kranke oder traumatisierende Flüchtlinge sind langfristig auf Unterstützung angewiesen. Ihnen zu helfen, ist ein Gebot der Humanität. Viele andere sind tatkräftig, motiviert und qualifiziert, lernen und arbeiten. Mit ihnen kommen Kinder - über deren Mangel in Deutschland oft geklagt wird - und wachsen in diese Gesellschaft hinein. Irgendwann werden aus Flüchtlingen Steuer- und Rentenzahler/innen.

Die Abschreckungspolitik vergangener Jahre hat die Potenziale von Asylsuchenden absichtlich ignoriert: durch Arbeitsverbote, Unterbringung in abgelegenen Massenunterkünften, die Ausgabe von Essenspaketen und andere Maßnahmen. Erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch: Je mehr investiert wird, je früher Flüchtlinge Zugang haben zu Deutschkursen, Berufsausbildung, Qualifizierung und anderen Maßnahmen, desto eher wird die Gesellschaft auch wirtschaftlich gewinnen.

Die hetzerische Behauptung von der "Einwanderung in die Sozialkassen" ist falsch. Die Bertelsmann-Stiftung errechnete 2014, dass Menschen ohne deutschen Pass im Schnitt pro Jahr 3.300 Euro mehr an Steuern zahlen, als sie an staatlichen Leistungen erhalten. Für 2012 brachte das 22 Milliarden Euro Überschuss für den deutschen Staat. Insbesondere profitiert Deutschland vom Zuzug junger, qualifizierter Erwachsener: Ihre Kindheit und Ausbildung haben nämlich andere Staaten bezahlt, hier bringt ihre Arbeitskraft Steuern, Wachstum und sogar neue Jobs. Die deutsche Wirtschaft profitiert so auch von der Krise in verschiedenen EU-Ländern - die negativen Folgen der Abwanderung für Länder wie Spanien, Griechenland, Rumänien und andere liegen auf der Hand.

Quelle:
Bertelsmann-Stiftung, www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2014/november/s...
Deutsche Bank Research vom 17.01.2015: "Anhaltender Zuwanderungsboom 2014, aber Politik bleibt gefordert" unter www.dbresearch.de
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (2004): Fiskalische Kosten der Zuwanderer. Gutachten für den Sachverständigenrat für Zuwanderung und Integration.
Berechnungen des Forschungszentrums Generationenverträge (Uni Freiburg) lt. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.11.2010; http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/zuwanderunginde...

 

„Pro Menschenrechte. Contra Vorurteile“ räumt in kurzer Form mit den gängigsten Vorurteilen gegen Flüchtlinge auf.