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Vorurteile kommen nicht durch die Sicherheitskontrolle

Das MUT-Team hat den Kurzfilm „Business As Usual – Der Prophet fliegt mit“ im Rahmen des ACHTUNG BERLIN FESTIVALS geschaut. Der Film thematisiert Vorurteile, die sich nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 in der Bevölkerung breit gemacht haben.

Von Lisa Herbst

Es ist der 11.September, viele Jahre nach dem schrecklichen Tag, der die Welt veränderte und neue Feindbilder entstehen ließ. Ein vollbesetztes Flugzeug ist zum Starten bereit. Das letzte Telefonat wird noch schnell beendet. Nervös zählt eine Hand die Perlen einer Gebetskette. Angst macht sich breit: Moinul, ein Araber, ist an Board und der letzte freie Platz in der Economy Class ist neben ihm frei. Als Eva das Flugzeug betritt und sich weigert, ihren Platz neben Moinul einzunehmen, droht der Konflikt zu eskalieren.

Die Angst vor einem möglichen Terroranschlag ist innerhalb der Bevölkerung groß. Dies wird in „Business As Usual“ deutlich. Moinul sitzt sichtlich nervös im Flugzeug, Schweißperlen stehen ihm im Gesicht, nervöse Blicke der Mitreisenden sind auf ihn gerichtet. Alltägliche Situationen, wie das arabische Gebet und das Klingeln seines Handys, werden zum Problem, weil Moinul Araber ist. Dass der Mann selbst Ängste haben könnte, wie jeder andere auch, wird nicht hinterfragt. Moinul wird stattdessen als potentielle Gefahr wahrgenommen. Um diese rassistischen Vorurteile aufzuzeigen, drehte Lenn Kudrjawitzki seinen Film „Business As Usual - Der Prophet fliegt mit“. Der Film ist mit Esther Schweins, Christian Berkel und Tayfun Bademsoy prominent besetzt, wobei alle Schauspieler und Schauspielerinnen auf ihre Gage verzichtet haben.

„Bei meiner Recherche zu dem Film fand ich heraus, dass täglich bei mehreren Flügen Piloten vor der Aufgabe stehen, einen solchen Konflikt zwischen den Passagieren zu lösen“, berichtet Lenn Kudrjawizki – „Business as usual“ eben. Solche rassistischen Wahrnehmungen gehören mittlerweile zum traurigen Alltag im Flugbetrieb. Dass die Auseinandersetzung und Thematisierung von Alltagsrassismus wichtig ist, wird direkt nach dem Filmabspann sichtbar. Hinter mir sitzt ein Pärchen, das angeregt über den Film diskutiert. „Ich kann das verstehen“, sagt die junge Frau. „Wenn ich dort im Flugzeug gewesen wäre, hätte ich auch Angst gehabt.“ Als ihr Freund nach dem Warum fragt, weiß sie selbst keine Antwort.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann am 1. Mai den Bayrischen Rundfunk einschalten. Dort wird der Film ab 23.25 Uhr als Auftakt der Kurzfilmnacht gezeigt. Weitere Informationen zu dem Film und der Trailer finden sich auf der Internetseite.

Mehrmals täglich müssen sich Piloten mit rassistischen Vorurteilen der Passagiere auseinandersetzen. Foto: © LEGRAIN Productions