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Fairness statt Vorurteile. Wie wär's? Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) fordert Parteien und Medien dazu auf, in der aktuellen Debatte und Berichterstattung über Roma aus dem europäischen Ausland auf fremdenfeindliche, antiziganistische und vorurteilsfördernde Töne zu verzichten. Anlass ist die herabwürdigende Art der Berichterstattung, die es in den vergangenen Wochen in Berlin über Roma gab, die dort zeitweise Kirchenasyl suchten.
In dem Appell, dem sich die MUT-Redaktion anschließt, heißt es:
"Die Verfolgung und systematische Ermordung von Roma und Sinti in der Zeit des Nationalsozialismus basierten auf einem rassistischen Wertesystem, das durch die Verbreitung von ständig neu rezipierten tief verwurzelten Ressentiments bekräftigt wurde. Auch nach 1945 waren Roma und Sinti in Deutschland und Europa Diskriminierungen und Verfolgungen ausgesetzt – ein Zustand der bis heute anhält.
Mit Befremden vernimmt Aktion Sühnezeichen Friedensdienste daher die medialen Zuspitzungen in der Auseinandersetzung um den Aufenthalt und die Lebensumstände der Roma in Berlin. „Wir appellieren an die verantwortungsbewussten Journalistinnen und Journalisten, neutral und fair über die aktuelle Situation der Roma zu berichten“, erklärte Christan Staffa, ASF-Geschäftsführer, heute in Berlin. Und weiter: „Diese Auseinandersetzungen zeigen noch einmal deutlich die prekäre Lage der Roma als eine der größten und ärmsten Minderheiten in ganz Europa auf. Hier ist eine differenzierte und keine einseitige Meinungsbildung gefragt.“
Die in den letzten Wochen zu beobachtende Medienberichterstattung, in der einseitig über sich „breitmachende“ „Bettel-Roma“ und „Clans“ gesprochen wurde, die „verwahrlost hausen“ und „ihre Kinder verdrecken“ lassen und in deren Umgebung es immer „Ärger gibt“, fördert Vorurteile.
Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste engagieren sich in ihrer Arbeit mit Roma in Tschechien und Russland. In ihren Berichten über ihre Erfahrungen wird deutlich, dass sich die Roma in einer sehr schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Situation befinden. Zusätzlich sind sie insbesondere in Rumänien, Tschechien und auch in Italien immer stärkeren Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt, die bis zu gezielten Mordanschlägen reichen. Eine Atmosphäre der Verfolgung und Verdrängung trägt nicht zu der Verbesserung der Situation der Roma in Europa bei.
Mehr über diese Arbeit unter: Aktion Sühnezeichen
Hintergrundbericht zu den aktuellen Schlagzeilen
Asyl in der Kirche. Was heißt das?
HINWEIS: Das European forum for migration studies weist ergänzend darauf hin, dass von nun an der von der Grundrechteagentur FRA in Auftrag gegebene EU-weite Survey zu Diskriminierungserfahrungen von Roma (Teil 1 des EU-MIDIS) auch auf Deutsch verfügbar ist. Der Bericht ist hier abrufbar:
http://fra.europa.eu/fraWebsite/attachments/EU-MIDIS_ROMA_DE.pdf
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk / Das Foto entstand bei einem Jugendtreffen des Bündnis für Demokratie und Toleranz in Berlin 2008. Aufnahme: Holger Kulick